Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist den meisten Stadtverwaltungen ein großes Anliegen. Können Busunternehmen den Rückgang der Fahrgastzahlen mit fortschrittlichen Softwaretools auffangen? Ja, sie können. Hier lesen Sie, wie das Verkehrsunternehmen Kauno Autobusai die Herausforderung mit der neuen PTV Lines-Software gelöst hat.
Kaunas und die Herausforderungen des öffentlichen Verkehrs
Kaunas liegt am Zusammenfluss der Flüsse Nemunas und Neris in Zentrallitauen und ist die zweitgrößte Stadt des Landes. Sie ist ein wichtiges Zentrum für Industrie, Verkehr, Wissenschaft und Kultur.
Das öffentliche Verkehrsnetz der Stadt besteht aus 51 Buslinien und 15 Oberleitungsbuslinien, die das lokale Unternehmen Kauno Autobusai betreibt. Dabei stand das öffentliche Verkehrsnetz von Kaunas in den letzten 30 Jahren vor großen Herausforderungen. Es musste sich an einen raschen demografischen Wandel anpassen: Die Bevölkerung des inneren Stadtgebiets ging dramatisch zurück – von 420.000 Einwohnern auf 320.000 im Jahr 2023. Gleichzeitig stieg die Vorstadtbevölkerung im Bezirk Kaunas von 84.000 auf mehr als 100.000 Einwohner an.
Neben der Bevölkerungsverteilung stieg auch die Konzentration von Arbeitsplätzen in der Stadt. Infolgedessen nahm die Zahl der Autos auf den Straßen zu, was zu einer dramatischen Verkehrsüberlastung führte. Gleichzeitig ging die Zahl der Fahrgäste in den öffentlichen Buslinien zurück – nicht zuletzt wegen alter Fahrzeuge und umständlich geplanter Strecken.
Kauno Autobusai betreibt heute eine der modernsten Busflotten in Litauen. Dennoch ist es schwierig, die Einwohner vom Umstieg von privaten Pkws auf öffentliche Verkehrsmittel zu überzeugen.
Entscheidung für eine Software zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs
Kauno Autobusai hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel in der Stadt zu erhöhen – schon alleine um den Umweltauswirkungen des zunehmenden Autoverkehrs entgegen zu wirken. Für die Umsetzung ihres Ziels benötigte das Unternehmen ein zuverlässiges Werkzeug: Es galt, die bestehenden Buslinien zu analysieren und neu zu gestalten, um sie für Pendler attraktiver zu machen. Das Software-Tool musste in der Lage sein, ein genaues Modell des öffentlichen Verkehrssystems zu erstellen ohne große Investitionen in zusätzliches Personal und Schulungen.
Nach einer Marktrecherche entschied man sich für PTV Lines, die cloudbasierte Software zur Linienplanung und Angebotsoptimierung im öffentlichen Verkehr. Die Verkehrsexperten des Unternehmens testeten zunächst die kostenlose PTV Lines-Demoversion und begannen bald darauf, mit der Vollversion zu arbeiten.
Die Analyse der Buslinien mit PTV Lines
Das Kernstück des Projekts war die Erstellung eines digitalen Modells des öffentlichen Verkehrsnetzes von Kaunas. Es ermöglichte den Planern, Entscheidungen oder Änderungen auf der Grundlage möglichst genauer Daten zu treffen.
Um das Modell zu erstellen, speiste man PTV Lines mit den Daten aus verschiedenen Quellen. Auf diese Weise ließ sich die Anzahl der Pendler analysieren, für die der öffentliche Verkehr bequem nutzbar und zugänglich ist.
Die Projektbeteiligten konzentrierten sich auf die Analyse bestehender Buslinien und suchten nach Möglichkeiten, diese zu verbessern. PTV Lines half dabei, die Herkunfts-Ziel-Matrix (OD-Matrix) zu verstehen: Diese zeigt, wie sich die Pendler in der Stadt bewegen. Unter Berücksichtigung dieser Matrix ließen sich die Busrouten anpassen oder neue Routen erstellen.
PTV Lines hat Kauno Autobusai geholfen, die Hauptprobleme des derzeitigen Liniennetzes visuell zu erkennen. Eine besondere Erkenntnis war, dass sich viele der Buslinien in den Hauptstraßen überschneiden. Im Stadtzentrum verkehrten zum Beispiel 20 verschiedene Buslinien und in einer der Hauptstraßen, Kovo 11-osios, fuhren vierzehn verschiedene Linien.
Die große Anzahl von Linien und die Tatsache, dass sie sich im Stadtzentrum überschneiden, machte es schwierig, effektive Fahrpläne und Frequenzen für diese Linien zu planen. Oft kamen mehrere Busse innerhalb weniger Minuten an den Haltestellen an, gefolgt von Lücken mit größeren Wartezeiten von zehn Minuten und mehr. Mit PTV Lines konnte man die sich überschneidenden Linien leicht identifizieren und neu planen.
Fallstudie: Die Optimierung der Linien 1 und 46
Wie haben die Verkehrsplaner*innen von Kauna Autobusai mit PTV Lines zum Beispiel die Routen der Oberleitungsbuslinie 1 und der Buslinie 46 analysiert?
Früher führten die beiden Linien entlang der gleichen Strecke durch den Stadtteil Panemune. Beide fuhren auch durch den zentralen Teil der Stadt, wo bereits 20 andere Buslinien verkehrten: ein suboptimaler Service für Pendler.
Anhand der Software konnte man nun verschiedene Szenarien schnell und einfach prüfen – und die sinnvollste Variante auswählen.
Im Anschluss passte man die Route der Linie 46 so an, dass sie nur noch bis Panemunė führte. Durch den Vergleich mit der ursprünglichen Route wussten die Planer*innen, wie viele Kilometer sie eingespart hatten, und nutzten diese, um den Fahrplan der Linie 1 zu optimieren. Schließlich optimierte man die Streckenführung der Linie 46, sodass sie sich auch mit anderen Linien möglichst wenig überschneidet.
Dieses Beispiel zeigt, wie schnell die Planer*innen anhand der Software mehrere Szenarien simulieren und eine genaue Kilometerberechnung erhalten können.
Ein erstes Fazit
Das Projekt befindet sich aktuell in der Anpassungsphase. Derzeit plant die Stadtverwaltung von Kaunas die Infrastruktur im Bezirk Panemune und Kauno Autobusai analysiert verschiedene Szenarien, wie man das Streckennetz in der Stadt ändern kann, um es für die Fahrgäste bequemer und attraktiver zu machen.